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Aktueller Rundbrief des Bundesvorsitzenden Ulrich Weigeldt

zum Thema "KBV-Pläne zum neuen EBM"

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

wenn die KBV-Vertreterversammlung am 6. und 7. Dezember 2012 nach dem 0,9%-Honorardesaster auf den Orientierungspunktwert über einen neuen EBM debattiert ist sicher die Frage berechtigt, was das soll. Fraglich ist auch, warum der hausärztliche Teil im EBM jetzt, der fachärztliche Teil aber erst Ende 2014 umgesetzt werden soll. Geschäftsführender Vorstand, Gesamtvorstand und die
Landesverbände des Deutschen Hausärzteverbandes, haben sich eingehend mit den aus der KBV-Administration bekannt gewordenen Vorstellungen zur erneuten EBM-Reform befasst und diese einstimmig abgelehnt.

Gleichzeitig wurde ein Antrag der Hausarztfraktion in der KBV erarbeitet, der eine bessere Vergütung typisch hausärztlicher Leistungen wie den Hausbesuch sowie Leistungen im Bereich Geriatrie und Palliativmedizin einfordert. Zusätzliche Zwangsfortbildungen dafür lehnen wir allerdings ab. Zum einen sind diese Kompetenzen bereits weitgehend in der Weiterbildungsordnung Allgemeinmedizin abgebildet, zum anderen bieten wir über das Institut für hausärztliche Fortbildung regelmäßig auch in diesen Bereichen entsprechende Schulungen an, die im Rahmen der kontinuierlichen berufsbegleitenden Weiterbildung auch angenommen werden. Letztlich ist der wirtschaftliche Aspekt zu berücksichtigen (dazu ist ein EBM ja da), dass sich die Investition in spezifische Fortbildungen auch amortisiert. Damit sieht es bei dem KBV-Vorschlag allerdings schlecht aus.

Warum aber lehnen wir die Vorstellungen der KBV ab? Dies sei hier stichwortartig begründet, da unserer Ansicht nach solch eingreifende Änderungen nicht top-down durchgesetzt werden können, sondern die Fachgruppe die Chance haben muss, entsprechende Änderungen des EBM zu diskutieren.

Nach den Vorstellungen der KBV, sollen Hausärzte in typische und atypische unterteilt werden, wozu verschiedene Kriterien Anwendung finden sollen. Dieser Absicht geben wir zwar keine Chance, aber es ist die Absicht, die verstimmt: Im zweiten Schritt sollen nämlich die Honorare der so genannten atypischen Hausärzte abgesenkt werden, um mit diesem Geld die so genannten typischen Hausärzte zu fördern. Diese Spaltung der Hausärzte lehnen wir kategorisch ab!

Die ambulante Versorgung ist unterfinanziert, ganz besonders der hausärztliche Versorgungsbereich. Und jetzt sollen sich die Unterfinanzierten gegenseitig das Geld wegnehmen und darüber streiten, wer typischer Hausarzt ist und wer nicht? Das ist doch absurd! Es taugt noch nicht einmal zur Ablenkung des KBV-Honorardesasters. Denn schon jetzt zeigt sich, dass die zusätzlich auf Landesebene versprochenen Honorarzuwächse am Nein der Krankenkassen scheitern.

Wer sich die Details der geplanten Reform ansieht, wird feststellen, dass das Hamsterrad der Einzelleistung wieder angeworfen wird und zusätzlich komplizierte Abstaffelungsregelungen bei den technischen Leistungen Einzug halten sollen. Wir dürften unsere Zeit dann mit abrechnungsoptimierenden Computerprogrammen verbringen, um kein Honorar zu verschenken. 

Alle Erfahrung zeigt, dass solche Regelungen zu einer inflationären Entwertung der Leistungen führen und mitunter in rückwirkenden Budgetierungen enden. Über automatisch ablaufende Abrechnungsprozesse will man zudem davon ablenken, dass die ICD-Kodierung trotz Unterfinanzierung auf eine neue Stufe gehoben werden soll, ohne dass dieser zusätzliche Aufwand entsprechend vergütet werden wird.

Dies mag für heute genügen, aber wir werden uns mit diesem Projekt der KBV sicher weiter befassen müssen, schließlich geht es um weiterhin den größten Teil der Praxiseinnahmen.

Mit den Regelungen in unseren freien Verträgen nach § 73b SGB V, ob einvernehmlich oder geschiedst, beweisen wir, dass es auch anders geht, und dass der hausärztlichen Leistung ein Honorar in Euro und Cent gegenübersteht. Die Evaluation und die Erfahrung aus dem nunmehr fast fünf Jahre laufenden Vertrag mit der AOK Baden-Württemberg beweisen, dass die Förderung der Qualität und eine angemessene Honorierung der Hausärzte ein Gewinn für alle Beteiligten ist: Patienten, Hausärzte und Krankenkassen.

Herzliche Grüße

Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender

 Aktueller Rundbrief des Bundesvorsitzenden vom 06.12.2012

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