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Offener Brief des Bundesvorsitzenden an Gesundheitsminister Daniel Bahr

Honorartheater ? Offener Brief

 


Sehr geehrter Herr Minister Bahr,

der GKV Spitzenverband verhöhnt die Leistung der niedergelassenen Ärzte Deutschlands mit seiner Forderung nach Absenkung der Honorare um 7% als Reaktion auf die Forderung nach einem Plus von 10% durch die KBV. Vor allem wir, die Hausärzte in Deutschland, haben für diese Form des Umgangs mit unseren Praxishonoraren kein Verständnis mehr. Wir fühlen uns düpiert. Sind doch die Hausärzte, wie das eindrucksvolle Foto in der Welt vom 29. August 2012 zu Recht zeigt, das Rückgrat der Versor-gung. Sie schultern die Morbiditätslast einer immer älter werdenden Bevölkerung. Wer wird da ernst-haft behaupten können, dass Hausärzte überbezahlt sind? Auch wenn die Kassen uns reich rechnen.

Unsere Patienten, Beitragszahler der gesetzlichen Krankenkassen, machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Versorgung. Gemeinden inserieren schon bei uns auf der Suche nach Nachfolgern für noch bestehende oder bereits verwaiste Hausarztpraxen. Das wird mit der Fortsetzung der Unterbezahlung nicht besser! Auf der Ebene des Bewertungsausschusses scheinen diese Nöte allerdings nicht angekommen zu sein!

Die Hausärzte sind mit Recht zornig und bereit zu Protestmaßnahmen. Herr Minister Bahr, ich fordere Sie auf, machen Sie diesem unwürdigen Spiel im Bewertungsausschuss ein Ende! So kann man mit uns nicht umgehen!

Wahrscheinlich wird sich Herr von Stackelberg für die Krankenkassen durchsetzen und sein Ziel, ein Honorarplus mit einer 0 vor dem Komma, erreichen. Die KBV wird dem ebenso wahrscheinlich zähneknirschend folgen (müssen). Das wird die flächendeckende Versorgung, insbesondere die hausärztliche Versorgung, nicht retten können. Damit riskiert der GKV-Spitzenverband das Ausbluten des ambulanten Gesundheitssystems.

Die Entwicklung der kollektivvertraglichen Strukturen hat vorhersehbar zu dieser Situation geführt. Wegen der gegenseitigen Blockade der Körperschaften kann immer häufiger nur der neutrale Schlichter eine Entscheidung herbeiführen, die eher dem Ergebnis des Verhandlungsgeschicks auf einem Basar ähnelt und nicht die Versorgung einer älter werdenden Gesellschaft im Blick hat. Wer als Spitzenfunktionär der Krankenkassen Ärzte so düpiert und Patienten verunsichert, muss eigentlich zurücktreten.

Deshalb haben die Hausärzte mit ihrem Verband, dem Deutschen Hausärzteverband, bereits vor 10 Jahren begonnen, eine Alternative aufzubauen, die sich zu bewähren beginnt. Die Evaluation des seit über vier Jahren bestehenden Vertrages zur Hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg zeigt, dass es sehr wohl gelingen kann, die Versorgung der Bürger in den Vordergrund zu stellen, Qualität zu liefern und gute Honorare in kalkulierbaren Euro und Cent zu vereinbaren, welche die Praxen sichern und eine Kasse nicht überfordern. Vier Jahre ohne ständige Honorardebatten und Gebührenordnungsänderungen! Konzentration auf die gesundheitliche Versorgung statt unwürdiges Geschacher um Punkte und Prozente.

Herr Minister Bahr, machen Sie den Weg für diese Alternative frei und versetzen Sie den § 73b des SGB V, die Grundlage dieser Verträge, wieder in seine Form vor dem GKV-FinG ? streichen Sie den behindernden und nicht umsetzbaren Absatz 5a in diesem Paragrafen!

Das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf das Angebot einer Hausarztzentrierten Versorgung durch ihre Krankenkassen muss auch in den anderen Regionen der Republik flächendeckend umgesetzt werden und nicht mehr nur das Merkmal einiger moderner und weiter blickenden Krankenkassen bleiben. Sie tragen Verantwortung für eine flächendeckende hausärztliche Versorgung auch in der Zukunft. Handeln Sie jetzt!

Freundliche Grüße
Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender

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